Von Picton die Ostküste entlang nach Christchurch

von Picton nach White bay - 16.02.

Entspannt am Meer entlang? Schotter und steile Anstiege machen das Radeln schwer!
Entspannt am Meer entlang? Schotter und steile Anstiege machen das Radeln schwer!

Endlich auf der Südinsel angekommen und das dann auch noch zwei Tage früher. Die Stimmung ist trotz des bewölkten Wetters grandios.  Mein nächstes Ziel ist Blenheim und nur gerade mal 30 Kilometer entfernt. Das Meer lockt und ich entscheide mich, nicht den direkten Weg zu fahren, sondern einen Umweg an der östlichen Küste entlang zu fahren. Ich hoffe vom Weg aus schöne Ausblicke auf das Meer zu bekommen und in Whites Bay einen schönen Campingplatz am Meer zu finden. Das praktisch die gesamte Strecke "unsealed" ist, stört mich nicht weiter.

Es geht zuerst auf Asphalt direkt am der Felsküste entlang, dann kommt ein erster kurzer Anstieg aber kein Problem. Starker Wind hat das Meer aufgewühlt und sorgt für spektakuläre Wellen. Es geht rauf und runter und die Strecke und die Landschaft sind interessant.

Etwas später ruft mir ein Neuseeländer warnend über die Strasse zu, dass viele steile Berg kommen, doch das stört mich nicht weiter.

Der nächste Anstieg dauert dann auch schon mal locker 45 Minuten (immer erste Gang). Ein Kiwi, der seinen entlaufenen Hund sucht behauptet steif und fest, dass es danach nur noch bergab geht, bietet mir aber an mein Rad auf den Pickup zu legen und bis zur naechsten Ortschaft (40km) mitzunehmen... "hätte ich mal angenommen!".
Nach dem ersten Berg geht es so steil bergab, dass die Bremsen glühen und ich in kürzester Zeit wieder direkt am Meer angekommen bin. Dann fängt die Schotterpiste an und kurz danach geht es wieder steil bergauf. "Kann ja nicht lange sein" denke ich. Wieder ne halbe Stunde später hab ich endlich den Berg hinter mir und kann wieder einen Blick auf die rauhe See werfen. Einfach unglaublich.
Danach stürze ich mich wieder in die Tiefe und bin kurz danach erneut am Strand angekommen. Noch fühle ich mich wohl und in der nächsten Bucht kann ich ja eventuell wild campen. So geht's dummerweise weiter. In der nächsten Bucht ist Zelten verboten... also s.o.
Am fünften Berg (ich bin mittlerweile absolut platt und froh, dass Knie und Beine mitspielen) steige ich ab um ein wenig zu schieben, damit mal andere Muskel beansprucht werden... Nach 2 Kurven geht auch das kaum noch, das voll beladene Rad ist einfach zu schwer. Also wieder aufsteigen und langsam quäle ich mich weiter den Berg hinauf.
Irgendwann kommt mir ein Kiwipärchen in ihrem SUV entgegen und frag, ob alles in Ordnung sei. Ich muss schon ziemlich fertig aussehen, denn sie entschuldigen sich mehrfach, dass sie leider Gäste erwarten und mich ansonsten zum nächsten Campingplatz fahren würden. Ich muss ihnen versprechen mich vom nächsten Auto per Anhalter mitnehmen zu lassen. Ich betrachte mein schlammiges Rad und meine verschwitzte Kleidung und denke mir: "Wer soll mich denn so im Auto mitnehmen?"
 
Nach knapp 5 Minunten kommt ein Auto und es ist der gleiche SUV. Er hat seine Frau an der Straße abgestellt, um die Freunde zu informieren, und dann umgedreht, um mich über den nächsten Berg zum Campingplatz zu fahren. Ohne Zögern packt er mein schlammiges Rad in den sauberen Kofferaum. Ich nehme nass wie ich bin auf dem Beifahrersitz Platz und lasse mich glücklich die 10 Minuten mit dem Auto bis zur Whites Bay transportieren. Meine Kraft reicht noch so eben, um mir den Bohneneintopf warm zu machen und mein Zelt aufzubauen. Dann klingt der Tag mit einem Bierchen aus, das mir zwei Neuseeländer am zweiten Berg geschenkt haben - mit den Worten: "Nach so einem Tag wirst Du ein kühles Bier gebrauchen können!"

 

Fahrtdaten:

Interislander von Wellington nach Picton

Radstrecke: 48 Kilometer zum Großteil auf Schoter

Autotransport: 5 Kilometer


Whites Bay über Blenheim nach Seddon - 17.02.

Bahnübergang kurz vor Blenheim
Bahnübergang kurz vor Blenheim

Am nächsten Morgen fühle ich mich erstaunlich fit. Heute soll es ersmal nur 30 Kilometer bis nach Blenheim gehen. Nach einem kurzen Anstieg geht es leicht bergab und erst die letzten 500 Meter nach Blenheim geht es leicht bergauf.

Im Ort kaufe ich erst einmal ein und mache es mir unter ein paar Bäumen an einem kleinen Flüsschen gemütlich. Da ich mich wohl fühle, geht es dann doch noch weiter in Richtung Christchurch.

Jetzt verändert sich die Landschaft stark. Es wird viel trockener und es ist kaum noch Vegetation vorhanden. Ich befinde mich  auf der Regenschattenseite der hohen Gebirge der Südinsel, daher gibt es hier nur sehr wenig Niederschlag udn die Landschaft sieht entsprechend aus.

Nach einem weiteren Anstieg mache ich Pause und plötzlich beginnt mein Knie zu schmerzen. Ich kann es kaum noch krumm kriegen. An kräftiges Pedalieren ist überhaupt nicht zu denken. Da es bis Seddon praktisch nur noch bergab geht, erreiche ich irgendwie den Campingplatz, entspanne und kühle das Knie von innen mit einem leckeren Eis. Gegen Abend wird das Knie langsam wieder besser, trotzdem plane ich für morgen einen Ruhetag ein.

Später bei Kochen in der Gemeinschaftsküche lerne ich Taka aus Japan kennen. Auch er ist mit dem Rad unterwegs und hat sich einfach einen dicken Sack auf den Gepäckträger gelegt und reist so von Hostel zu Hostel.

 

Fahrtdaten:

Radstrecke: 55 Kilometer


Von Seddon nach Kaikoura - 19.02.

Los geht's nach Kaikoura!
Los geht's nach Kaikoura!

Heute fühlt sich das Knie wieder OK an. Also rauf auf das Rad. Es geht erst etwas hügelig los. Doch dann geht's bergab zum Meer und dann stundenlang am Meer entlang. Auf der rechten Seite erheben sich die Ausläufer der neuseeländischen Alpen. Bei besten Bike-Wetter fühlen sich die 120 Kilometer gar nicht weit an und in Kaikoura angekommen lade ich mein Rad ab und fahre ohne Gepäck zur Seal-Kolonie. Die Robben kann ich aber nur aus der Ferne sehen und so machen ich noch eine kleine Wanderung durch die Umgebung.

Im Hostel lasse ich dann entspannt den Abend ausklingen und freue mich auf Morgen. Die Tour geht weiter am Meer entlang in Richtung Christchurch.

 

Fahrtdaten:

Radstrecke: 122 Kilometer

von Kaikoura über CHeviot nach Greta Valley - 20.02.

Aufbruch von Kaikoura
Aufbruch von Kaikoura

Gleich zu Beginn geht es mit drei Bergen los. Den ersten Anstieg belohnt ein Blick auf einen rot blühenden Baum. Dann geht es entspannt am Meer entlang. Der Rückenwind schiebt mich und vom Highway aus kann ich die Delfine springen sehen. Eigentlich tolles Radfahren wären da nicht die "milktrucks", die mich regelmäßig eng überholen. Insbesondere in den Tunneln, die nur eine Fahrbahn haben, wird es unangenehm eng - vor der Einfahrt schau ich mich jedes mal um und wenn ein Truck kommt, dann warte ich lieber bis er vorbei ist.

Schon früh wird es heute sehr heiß. Nach der Mittagpause haben ich beinahe 5 Liter Wasser getrunken und jetzt geht es wieder vom Meer weg in die Berge. Der leichte Rückenwind hat praktisch genau meine Geschwindigkeit, so steht die Luft um mich herum und der Schweiß fließt in Strömen.

Der Campingplatz In Greta Valley ist ziemlich ausgestorben und lädt nicht gerade zum Verweilen ein. Beim Aufbauen, als ich die Zeltnägel mit meinen Badelatschen in den Boden trete, drückt sich einer sehr plötzlich durch die Sohle. Glücklicherweise trifft er genau in die Zehzwischenräume und ich bleibe unverletzt - "Nochmal Glück gehabt!"

 

Fahrtdaten:

Radstrecke: 107 Kilometer


von Greta Valley nach Christchurch - 21.02.

Straßenbahn in Christchurch
Straßenbahn in Christchurch

Nach einer unruhigen Nacht werde ich gegen 6:30 Uhr von den vorbeirauschenden LKW geweckt und kann auch nicht wieder einschlafen. Also nutze ich den frühen Morgen und breche früh auf. es ist nebelig und kalt und ich muss die warme Fahrradbekleidung benutzen. Erst gegen Mittag wird es richtig warm und ich kann bei bestem Wetter nach Christchurch hineinradeln.

Als ich an meinem Hostel in Christchurch ankomme ist die erste Fragen: "Did you lock your bike to something?" Schon der Reiseführer warnt vor den vielen Fahrraddiebstälen. Man besteht darauf, dass ich als erstes mein Rad im Garten des Hostels in Sicherheit bringe. Erst danach darf ich einchecken.

Heute ruhe ich dann erstmal aus und verbringe die Zeit mit regenerieren. In den nächsten zwei Tagen werde ich mir die Stadt ansehen.

 

Fahrtdaten:

Radstrecke: 85 Kilometer


Christchurch 22./23.02.

Zwei Tage lang regeneriere ich mich in Christchurch. Das heißt: lange schlafen, viel Essen, mit dem Rad ziellos die Stadt erkunden, bummeln durch den botanischen Garten.


Christchurch über den Porters Pass zur Flock Hill Lodge 24.02.

Geschafft! Ende des Anstiegs zum Porters Pass.
Geschafft! Ende des Anstiegs zum Porters Pass.

Es ist bedecht und leichter Rückenwind sorgt anfangs dafür, dass ich gut voran komme und meinen tausendsten Kilometer voll mache. Mittlerweile bin ich 60 Stunden auf dem Rad. Gegen 12 Uhr mache ich nach 65 km Mittagspause (doppelter Cheeseburger und Pommes). Dann geht es gegen 14 Uhrweiter. Leider ist ein doppelter Cheesburger nicht so dolle wenn man danach noch was leisten muss. Aber ein deutscher Autofahrer hat ja gesagt, dass es bis zur Flock Hill Lodge " nur leicht bergauf geht. Keine wesentlichen Steigungen mehr." GLAUBT NIE EINEM AUTOFAHRER!

Anfangs geht es leicht bergauf weiter und es fällt mir schon etwas schwerer, weil der Burger noch im Magen rumliegt! Und dann kommt der Porter's Pass. Von wegen kleiner Berg. Es geht höllisch steil nach oben. 1. Gang so langsam wie möglich fahren. Nach ca. 10 Minuten mache ich eine kleine Pause auf dem Seitenstreifen. Muesli-Riegel und Banane futtern was trinken und weiter. Der Berg wird noch steiler. Mit aller größter Anstrengung halte ich die Räder am Rollen und verfluche heimlich die 2 Liter Milch, die ich eben im Tal noch fürs Frühstück gekauft habe (die hatten keine 1 Literflaschen). 4 Liter Trinkwasser neben den 2 Litern am Rahmen kommen mir auf einmal auch ganz schön übertrieben vor. Nach einigen Minuten kann ich endlich den Übergang sehen. Aber es scheinen noch endlos viele Meter zu sein und es wird steiler. Ich trete so lange, bis ich einfach nicht mehr kann. Absteigen! Schieben? Nicht dran zu denken, also kurz verschnaufen. Den Muskeln Erholung gönnen. Zwei hupende Kleinbusse schleichen in Schrittgeschwindigkeit an mir vorbei und die Insassen winken mir lachend zu. Wenn die Anhalten, dann geht es nur noch zurück.

 

Ich nehme noch nen Schluck aus der Pulle und dann wieder aufs Rad. Tatsächlich schaffe ich es anzufahren. Dann ab in die Klicks. Ein entschlossener Tritt und das Rad rollt wieder. Etwas später wird es endlich flacher und der Pass kommt näher. Oben sitzt eine Gruppe Jugendlicher. Ich erreiche den Parkplatz und fahre bis zum Schild Porter's Pass (939m über den Meer) weiter und lasse ein Foto machen. Nach einer Pause fahre ich noch 30 km über einige Hügel weiter bis zur wunderschön gelegenen Flock Hill Lodge! Nach dem Pass hat die ganze Zeit die Sonne geschienen. Ein Optimaler Radtag. Bergauf kühl genug, bergab warm genug und nur noch 40 km bis zum eigentlichen Pass (Arthur's Pass) Den hole ich mir dann morgen!

 


Flock HIll Lodge über Arthur's Pass nach Otira - 25.02.

Blick in die Alpen bei Athur's Pass
Blick in die Alpen bei Athur's Pass

Tja das hatte ich mir so einfach vorgestellt! Schon Morgens nerven die Sandflies. Immer in Bewegung bleiben, dann finden einen die Viecher nicht. Ist nur schwierig beim Abbauen und Einpacken.Dann fahre ich endlich los. Dummerweise bläßt mir ein eiskalter Wind direkt ins Gesicht und ich komme dem Pass nur sehr langsam näher. Selbst auf den wenigen Bergabstrecken muss in die Pedale getreten werden.  Immer wieder geht es dazu auf und ab. Die 40 Kilometer bis Athur's Pass schwinden nur langsam. Doch fast ein wenig überraschend bin ich in Athur's Pass Valley. Noch  habe kaum an Höhe gewonnen. Dahinter geht es dann in kurzen steilen Stufen immer sprungweise nach oben. Kein echtes Problem und dann bin ich plötzlich auf der Westseite. Geschaft - ein unglaubliches Gefuehl. Ich mache ein paar Fotos. Auf den nächsten 5 Kilometer geht es mit bis zu 16% Gefälle in die Tiefe - zum Glueck ist die Strasse trocken und die Bremsen arbeiten zuverlässig. In Otira - dem nächsten Ort - finde ich ein kleines Hostel und bleibe für die Nacht dort.