Nach dem Tongariro Crossing tun mir am nächsten Morgen die Beine weh. Muskelkater in den Waden. Langes Laufen bin ich nicht mehr so gewohnt. Trotzdem nehmen wir die knapp 50 Kilometer nach Taumarunui in Angriff. Gut das es 90 Prozent bergab geht, dazu die Landschaft des Nationalparks, so merken wir kaum den Weg. Gut so, denn wir wollen uns für die kommenden 2 Tage ausruhen. Wir haben den Timbertrail - eine MTB-Strecke entlang einer alten Bahnstrecke - für unseren Weg durch die Berg der Nordinsel ausgewählt. 80 ("plus x", dazu später mehr) gravelige Kilometer liegen vor uns. Da wollen wir ausgeruht starten.
Abends am Campingplatz quatschen wir noch mit einem jungen Schweizer - er ist in der Gegenrichtung nach der Hälfte aus dem Trail heraus gefahren, weil er ihm zu holprig war. Wir überlegen, ob wir vielleicht doch besser über normale Straßen fahren sollen. Aber eine Dame aus Frankreich, die auch mit dem Reiserad unterwegs ist & den Trail komplett durchfahren hat, erzählt uns wie 'beautiful' er ist & dass wir ihn auf jeden Fall fahren sollen.
Also brechen wir am nächsten Morgen auf, erledigen unsere Einkäufe für die nächsten drei Tage - auf dem Trail gibt es keine Einkaufsmöglichkeiten - & fahren zum Einstieg der noch etwa 30 Kilometer entfernt liegt.
Nach einer kurzen Pause starten wir dann gegn 13 Uhr in den Trail, der anfangs sehr ausgewaschen & daher mit unseren schweren Rädern schlecht zu fahren ist.
Aber nach ca. 5 Kilometern wir er immer besser & dann wird er richtig schön. Lange Hängebrücken - bis 180 Meter Länge - ein Tunnel & unzählige Kilometer flowigster Trail lassen uns die anstrengenden Anstiege fast vergessen. Der Campingplatz auf der Mitte des Trails ist richtig klasse & verwöhnt uns mit perfekten Duschen. Voller Elan können wir den kommenden Tag kaum erwarten.
Dieser dämpft am Morgen unsere Stimmung allerdings mit Regen & nassen, glitschigen Pfaden & steilen Anstiegen mit schlechter Oberfläche. Mehrfach müssen wir absteigen & mehrere hundert Meter schieben.
Die Stimmung fällt - ganz deutlich wird, dass der Trail für die Gegenrichtung gebaut ist. Dann erreichen wir den höchsten Punkt des Trails & wie auf Knopfdruck ändert sich die Laune. Wir fahren perfekt für den Anstieg gebaute Trails bergab. Abfahrten die auf regulären MTBs zu einfach wären, kommen unseren Reiserädern sehr entgegen. Wir fahren durch die zahllosen Serpentinen & können richtig Gas geben. 15 Kilometer vergehen wie im Flug & wir erreichen mit grinsenden Gesichtern den kleinen Campingplatz am Ende des Trails (Video Timbertrail) . Geschafft! Denkste - am nächsten Morgen erwartet uns "plus x".
Ziel des kommenden Tages ist Taupo. 65 Kilometer sollten kein großes Problem sein.
Wir starten auf einer Gravelroad & dann geht es in den Wald. Es geht lange bergauf & wir merken sehr schnell die Kilometer der letzten Tage. Als wir endlich über den Berg sind wird die Straße so grob, dass wir viel bremsen & langsam fahren müssen. Dann biegen wir in einen Trail zur "Arataki Suspension Bridge". Wir stehen permanent auf der Bremse, während es über unwegsame Wege bergab geht. Die Brücke ist dann auch nichts für schwache Nerven. 'Maximum load 1 person' & wir müssen die Räder komplett entladen, aufs Hinterrad stellen. Nur so können wir die enge Brücke überqueren. Dann tragen wir anschließend noch unser Gepäck über die Brücke. Uns entgehen dabei auch nicht, dass einige Drähte des Maschendrahtzauns, der als Geländer fungiert, nicht mehr in Ordnung sind & so einige Löcher in der Absicherung entstehen - Indianer Jones lässt grüßen. Der Blick von der Brücke lässt aber den kleinen Nervenkitzel vergessen.
Nach der Brücke empfängt uns ein guter Trail, der bald zu einer Gravelroad & nicht viel später zu einer geteerten Straße wird. Wir arbeiten uns noch einmal 20 Kilometer einen Anstieg hinauf. Dazu Gegenwind, das "plus x" nimmt kein Ende. Doch dann 17 Kilometer vorm Ziel ist der letzte Berg überwunden & es geht rasend Taupo entgegen. Rechts & Links des Weges dampfen die thermalen Quellen & bald sitzen wir in Taupo am Tisch eines Restaurants & schlagen uns die Bäuche voll. Zwei weitere Tage bleiben wir in Taupo & erholen uns von den Strapazen der letzten Wochen.